Schwule Geschichte Berlins

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Wie die schwule Szene in Berlin entstand

1897 gründete Magnus Hirschfeld in Berlin das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), die weltweit erste schwule Selbstorganisation, die die Interessen der Homosexuellen vertrat. Nach dem Ersten Weltkrieg beförderten viele neue Organisationen, wie etwa das ebenfalls von Hirschfeld ins Leben gerufene „Institut für Sexualwissenschaft“ und auflagenstarke Publikationen den homosexuellen Emanzipationsgedanken.

Die Szene entwickelt sich

In der Folge kam es zu einer beinahe flächendeckenden Ausdehnung der Schwulenbewegung in Deutschland. Zeitgleich entwickelte sich in der Hauptstadt ein facettenreiches schwules Nachtleben, das maßgeblich zum legendären Ruf des Berlins der Zwanzigerjahre beitrug. Stellvertretend für das liberale, flirrende Treiben der Hauptstadt sei hier nur das Schöneberger „Eldorado“ genannt. Heute befindet sich hier in der Motzstraße ein Bio-Supermarkt.

Dieses Transvestiten-Lokal, das zum beliebten Künstlertreff avancierte und erklärte Lieblingsbar von Marlene Dietrich war, hat auch eine andere schwule Ikone in ihren Bann gezogen - Christopher Isherwood, der „because of the boys“ aus dem repressiven England ins damals verheißungsvoll mondäne Berlin kam. Mit der Machtergreifung der Nazis war es endgültig vorbei mit der emanzipatorischen Vorreiterrolle Berlins. Die Homosexuellen-Organisationen wurden systematisch zerschlagen.

Unzählige Homosexuelle wurden verhaftet und in die Konzentrationslager verschleppt. Dort wurden Schwule zu Tausenden ermordet.

Schwule Emanzipation nach US-Vorbild

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Deutschland Schützenhilfe von Schwulengruppen aus der Schweiz, den Niederlanden und den USA. Bereits in den Sechzigerjahren mauserte sich der Westen Berlins, vor allem der traditionell schwule Kiez rund um die Schöneberger Motzstraße, erneut zum schwulen Mekka.

Bis auf den heutigen Tag ist diese Gegend eine der drei tragenden Säulen der Berliner Szene. Anfang der Siebzigerjahre sprang dann der Funke der Gay Liberation auch auf Berlin über.

Erste studentische Schwulengruppen führten schon bald zu einer ausdifferenzierten Schwulenbewegung, die bis heute in weiten Bereichen geprägt vom US-amerikanischen Vorbild ist.

Politisierung

Vor allem die politischen Auseinandersetzungen über den Umgang mit den Folgen von Aids führte, wie in den USA, zu einer Professionalisierung der Bewegung in den Achtzigerjahren. Eine Entwicklung, die sich auf alle Bereiche schwul-lesbischer Emanzipation äußerst positiv ausgewirkt hat.

CSD

Zum Berliner CSD gehen alljährlich Hunderttausende auf die Straße um für Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen zu demonstrieren und um sich anschließend auf Dutzenden von Partys selbst zu feiern.

Daneben hat aber wohl vor allem das Lesbisch-Schwule Stadtfest am Nollendorfplatz zunehmend die Aufgabe übernommen, die Szene in ihrer ganzen Vielfalt nach außen hin zu präsentieren.

Heute finden sich in Berlin unzählige Selbsthilfegruppen, Organisationen und Vereine, die beinahe jeden Aspekt lesbischen und schwulen Lebens abdecken.

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