Unfreundlichkeit

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Bei Mema...

von Frank Tetzel

Kennen Sie das auch, diese Tage in unserer Stadt, an denen man jedem, der einem quer kommt, eins in die Fresse geben könnte? Wenn nicht, dann leben Sie wahrscheinlich nicht in Berlin oder aber in Zehlendorf.

Heute war einmal wieder so ein Tag.  Oder lag das einfach an meinem Zahnarzttermin?  Schon morgens beim Blick in den Spiegel und in den Badezimmerschrank stellte ich fest, dass mir der Rasierschaum ausgegangen war. Also ungefrühstückt und vor allem unrasiert, was ja bei der Spezies Journalist nicht weiter ins Gewicht fällt, ich schnurstraks zu Mema. Früher hieß das mal Meyer Beck und ist ein Supermarkt eher kleiner Größe, wo man morgens kurz vor acht meistens nette Nachbarn mit ähnlichen Anliegen wie dem meinen, Schüler, die sich Pausenbrotersatz kaufen und auf unausgeschlafene Kassiererinnen stößt.

Ich greife nach dem erst besten Rasierschaum einer bekannten blauen Marke aus Hamburg und gehe an die Kasse, wo die unausgeschlafene und damit übelgelaunte Dame von mir Euros haben will: und zwar 3,89. Ich behaupte steif und fest, der Rasierschaum koste nur 2,57 - so will ich es am Regal gelesen haben.

Ein Disput entwickelt sich, erst leise, dann immer lautstärker. Schließlich sage der Scanner der Kasse etwas anderes als ich und meine Erinnerung an das Preisschild. Die Dame eilt schließlich nach hinten, die Schlange an der Kasse wird immer länger, "Ey, mann, ham Sie keene Ogen im Kopp? donnert es aus der Tiefe des Raumes  über die Köpfe der Warteschlange hinweg. "Det wat sie da ham is Nivea, det is schon richtig im Preis. Im Preis ist ausgeschrieben Jilette mit 2,57 aber det ham wir nu mal nich...!" 1: 0 für die freundliche Dame an der Kasse, aber ich fühle mich jetzt wie Max Schmeling in der 23. Runde gegen Joe Luis, der zum finalen Schlag ausholen will. Und halte mich dennoch mit aller Kraft zurück.

Ich weiss ja, ich bin in Berlin - und da kann man halt nicht anders. Und außerdem: die Dame ist an die sechzig, ich muss zum Zahnarzt und dass auch noch mit der BVG. Aber das ist ´ne andere Geschichte

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