Palais Radziwill

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Das Palais Radziwill und sein Einfluss auf die Politik

Das Palais an der Wilhelmstraße, auch „Hôtel de Radziwill“ genannt, wurde zum Heim für drei Generationen der Berliner Familie Radziwiłł und zum Symbol des „polnischen Berlin“. Hier waren Johann Wolfgang von Goethe, Frederic Chopin, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Karl Friedrich Schinkel, Christian Daniel Rauch und Gaspare Spontini zu Gast.

Kann ein Gebäude Einfluss auf die Politik nehmen? Nun, ein Haus beherbergt Menschen und diese wiederum nehmen Einfluss. Das Palais Radziwill bot die außergewöhnliche Chance für Zusammenkünfte der polnischen Elite mit Vertretern des preußischen Hofes und der preußischen Regierung sowie für Begegnungen zwischen deutschen und polnischen Künstlern.

Nach dem Tod von Anton und Luise Radziwiłł wohnten die gesamte zweite und dritte Generation der Familie gemeinsam in diesem Palais. Als die vierte Generation hinzukam, erwies sich das Anwesen als zu klein. Im Jahr 1874 wurde das Palais an das Deutsche Reich verkauft, renoviert und zur Reichskanzlei umgestaltet.

Erster Bewohner war der Reichskanzler Otto von Bismarck, letzter Bewohner Adolf Hitler. Noch nach der Verlegung der Reichskanzlei in das auf seinen Befehl errichtete
neue Gebäude betrachtete Hitler das Palais als Privatwohnung. Die Rote Armee zerstörte das Palais bei der Eroberung Berlins im Jahr 1945.

Hier spielte sich die Politik ab

Vom Beginn des preußischen Parlamentarismus 1848 bis zum Jahr 1928 waren Polen in der preußischen und später in der deutschen Politik aktiv. Die polnischen Abgeordneten saßen in beiden Häusern des Preußischen Landtages, dem Herrenhaus und dem Abgeordnetenhaus, und nach 1871 auch im Reichstag.

Bereits 1849 versuchten Polen einen parlamentarischen Club für Abgeordnete polnischer Nationalität zu etablieren. 1856 entstand die Satzung der Polnischen Fraktion im Landtag. Nach der Reichsgründung 1871 wurde sie auch zur Arbeitsgrundlage der polnischen Abgeordneten im Reichstag.
Beide Fraktionen in Reichstag und Landtag arbeiteten eng zusammen und folgten einer gemeinsamen politischen Linie.

Grundlegende Aufgaben der Fraktionen waren die Repräsentation der Polen in der politischen Arena und der Kampf um ihre Rechte. Polnische Abgeordnete folgten dem Grundsatz der Einstimmigkeit. Die polnische Fraktion stand über den privaten Ansichten und der politischen Ausrichtung ihrer Mitglieder, allein die Nationalität war von Bedeutung.

Das 19. Jahrhundert wurde von der Entstehung und Festigung des Nationalismus in Europa geprägt. Preußen, dessen Fläche zu 1/3 aus slawischsprachigen Gebieten bestand, entwickelte eine antipolnische Politik (die sogenannte „negative preußische Polenpolitik“).

Vom Novemberaufstand 1831 bis zum Ersten Weltkrieg wechselten in der preußischen Polenpolitik Phasen eines scharfen antipolnischen Kurses mit Zeiten der Entspannung, die den Polen Anlass zur Hoffnung auf Zusammenarbeit und Autonomie gaben.

Der Höhepunkt der negativen preußischen Polenpolitik fiel in die Regierungszeit der Kanzler Otto von Bismarck und Bernhard von Bülow. Die Antwort auf die verschärfte Assimilationspolitik war der polnische Nationalismus mit Verteidigungscharakter.

Die ablehnende Haltung der preußischen bzw. deutschen Politik bestimmte die Arbeit der polnischen Fraktionen. Polnische Abgeordnete waren 80 Jahre im parlamentarischen Forum Preußens und Deutschlands tätig. Sie kämpften vor allem um die Autonomie der polnischen Territorien im preußischen Teilungsgebiet, um das Recht auf den Gebrauch der polnischen Sprache und setzten sich mit der Gesetzgebung des Kulturkampfes auseinander.

Die meisten polnischen Abgeordneten verließen Berlin im Herbst 1918, um sich mit den dort erworbenen Erfahrungen an der Konstituierung des Parlaments im unabhängigen Polen zu beteiligen.

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