Als noch Osten war

Anzeige
Header Berlin-Magazin

Als noch Osten war

von Markus Lichtenberg

Es ist die Zeit der Tagesbesuche "drüben", des Zwangsumtausches und des "Tränenpalastes" am Bahnhof Friedrichstraße. Unter den Besuchern aus  Westberlin ist auch Udo Hesse. Immer mit dem Fotoapparat unterwegs, fängt er den real existierenden Sozialismus der Hauptstadt der DDR ein. 

Im März 1982 wurde Udo Hesse in Ost-Berlin festgenommen als er Grenzanlagen und Mauer aus Sicht des DDR-Bürgers fotografierte. 2007 erhält er Teile seines damaligen Filmmaterials zurück. In einer Neuauflage ist das Buch um Teile dieser Aufnahmen ergänzt worden.

Ich selbst, Jahrgang 1968, in Steglitz groß geworden, kenne "drüben" auch nur von unseren jährlichen Tagesausflügen mit der Schule. Geführt von einem "Kaltem Krieger" Lehrer, der stets betonte, wie schön wir es doch im Freien Westen hätten.  In der aufkommenden Pupertät wurde Kritik dann immer mit einem "Dann geh doch nach Drüben" abgebügelt.

Udo Hesse hat mit seiner Fotoapparat das "Drüben", die anderen Welt jenseits der Mauer eingefangen. Die Menschen, den Alltag. Ihm sind wunderbare Fotos gelungen.

Interessant wird es vor allem dann, wenn man den Versuch macht, zwei Bücher und zwei Fotografen gegenüberzustellen. Ich meine das hier ebenfalls besprochene Buch Berlin-Ost Das letzte Jahrzehnt und sieht wie zwei Menschen, unterschiedlich sozialisiert, zu völlig anderen Ergebnisse kommen.

So wird es sicherlich auch immer noch so manchem Leser gehen. Zu einem Abschnitt im Vorwort von Andreas Krase ist an dieser Stelle nicht hinzuzufügen, weil es den Kern und das Wesen dieses Buches exakt trifft: "Entstanden ist ein fotografisches Dokument, das lakonisch, still und doch eindrücklich von einer vergangenen Zeit in einem vergangenen Land erzählt. Es scheint, als sei die Zeit in das Schwarz-Weiß der Fotografien eingesunken. Obwohl sie doch sichtbar ist, kann sie aus ihnen nicht wieder herausgelöst werden.
Kein anderes Bildmedium kann ein Bewusstsein von Vergänglichkeit so eindrücklich übertragen wie die Fotografie. Mehr als 15 Jahre nach Öffnung der Berliner Mauer ist der Blick auf die Bilder ein anderer geworden. Zur Fremdheit des Blicks kommt der historische Abstand. Die Fotografie beglaubigt beides."

berlin-magazin.info Bewertung: + + +

Anzeige

Der Fotograf:

 

Udo Hesse, geboren 1955 in Troisdorf, Rheinland ist Fotograf. Er studierte von 1976-1978 Fotografie am Lette-Verein in Berlin, wo er seitdem lebt.

Er ist vor allem für seine Porträts bekannt, weitere Themen seiner Arbeit sind Tanz und Architektur, sowie Berlin.

Fotos von Udo Hesse befinden sich in einigen öffentlichen Sammlungen, darunter das Deutsche Historische Museum Berlin, das Jüdische Museum Berlin, das Kupferstichkabinett Dresden und das International Center of Photography in New York City.

 

www.udohesse.de

Anzeige