Die Reichsstraße

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Die Reichsstraße

Die Reichsstraße ist das Herzstück des vornehmen Charlottenburger Stadtteiles Westend. Sie nimmt ihren Verlauf vom Theodor-Heuss-Platz über den Steubenplatz und Brixplatz bis zum Spandauer Damm.

Die Reichsstraße erschließt damit die Villenkolonie Westend. Ihren Namen erhielt die Straße im Jahre 1906 zum Gedenken an die Reichsgründung 1871.

Die Reichsstraße ist eine der wenigen noch verbliebenden Einkaufsstraßen in Berlin, die nicht von Shopping-Malls und Großfilialisten dominiert werden. Eine abwechlsungsreiche bunte Mischung aus spezialisiertem Einzelhandel hat sich hier, wie sonst nur noch selten, halten können. Hier kann der Westender alles einkauen, was er zum Leben braucht. Von der Buchhandlung über die Reinigung bis zum Feinkostladen oder zum Fernsehhändler findet er hier das gesamte breite Sortiment.

Vornehme Gründung

"Ich will keine Villen für lediglich tausend Taler bauen. Ich will Objekte für 30.000 Taler realisieren." Diese Aussage wird dem Chef der Westend Gesellschaft, einem Projektentwickler im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zugeschrieben. Sein Name Heinrich Quistorp. "... die Leute müssen noch auf Knien den Spandauer Damm heraufrutschen, um eine Bauparzelle vomn Westend zu bekommen." war der Projektentwickler überzeugt.

Heute hört sich das alles ein wenig vermessen an, doch die Zeit eines gewaltigen Aufschwungs machte solche Projekte möglich. "Westend hat eine große Zukunft; ja hier oben weht eine reine, frische Luft.  Ich möchte wohl die Ausführung dieses schönen projectes noch erleben." So äußerte sich der Preußische König Wilhelm I., der spätere Deutsche Kaiser im Jahre 1868. Dabei waren zu dieser Zeit hauptsächlich ein paar Sommer- und Landhäuser entstanden. Nach und nach wurden diese jedoch durch repräsentative Villen ersetzt.

1878 wurde Westend in die reichste deutsche Stadt, Charlottenburg, eingemeindet. Nun gabs Straßenbeleuchtung und ein funktionierendes Abwassersystem.

Und es gab viel Prominenz, die nach Westend zog. Eine der wichtigsten Anziehungs- und Ansiedlungspunkte war der Sachsenplatz, der 1947 in Brixplatz umbenannt wurde. Im Gegensatz zur eigentlichen Villenkolonie, dominieren den Platz zwei große Mietshäuser, in dem der Komponist Paul Hindemith lebte, übrigens Wand an Wand mit dem Schauspieler Veith Harlan, der in der Nazizeit durch den Propagandafilm "Jud Süß" Schuld auf sich geladen hatte.

In der nahegelegenen "Westendklause" trafen sich Max Schmeling und  Anni Ondra, Joachim Ringelnatz, hin und wieder Hans Albers und nicht zuletzt der berühmte Kampfflieger Ernst Udet. Letzterem setzte Carl Zuckmayer als "General Harras" in seinem Werk "Des Teufels General" ein literarisches Denkmal.

Und am Brixplatz 7 lebte Willy Forst, Publikumsliebling der Dreißiger Jahre, bekannt aus "Bel Ami" und "Wiener Blut". Mit  "Die Sünderin" aus dem Jahre 1950 mit er jungen Hildegard Knef in der Titelrolle, gelang ihm zudem ein großer Regieerfolg.

Der Brixplatz

Der Brixplatz befindet sich in einer kleinen Senke, denn er wurde in einer Kiesgrube angelegt. Er entstand nach Plänen des Charlottenburger Stadtgartendirektor Erwin Barth. Wegen des Ersten Weltkriegs wurden die Pläne aus dem Jahre 1913 erst 1919-1922 realisiert. Barth knüpfte an die reformgärtnerischen Erfahrungen in Lübeck an, wo er sowohl den Marlipark, als auch den Schulgarten entworfen hatte. 
Der etwa zwei Fußballfeld große Park soll den Stadtbewohnern die Geologie, Flora und Fauna der Mark Brandenburg nahebringen. Die auf der Ostseite angelegte Felsformation soll eine Nachbildung der Rüdersdorfer Kalkfelsen sein.

Im Nordosten des kleinen Parks wurde ein Schulgarten angelegt, an der Südwestecke ein Kinderspielplatz.

Der innere tiefergelegene Bereich des Parks mit einem künstlichen See als Zentrum war für den Besucherverkehr gesperrt, um die ungestörte Entwicklung der Flora und Fauna zu gewährleisten, wurde jedoch Anfang der 60iger Jahre für die Besucher freigegeben. Heute kümmert sich eine Bürgerinitiative um den Erhalt des Brixplatzes.

Steubenplatz

Der Steubenplatz liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen Spandauer Damm und Theodor Heuss Platz.  Hier münden die Preußenallee, die Olympische Straße, die Eberschenallee und die Bolivarallee in die Reichsstraße. Der Platz entstand in den Dreißiger Jahren. Benannt ist er nach Friedrich Wilhelm Graf von Steuben, einem General, der zunächst unter Friedrich II. in den Schlesischen Kriegen, später dann ab 1777 im Dienst der amerikanischen Kontinentalarmee kämpfte. Er führte die preußische Exerziermethoden und Dienstvorschriften in die amerikanische Armee ein, und nahm mit eigenen Truppenkommandos am Kampf und Sieg gegen die Engländer teil. 

Auf dem Platz steht die Figur "Der Sieger" von Louis Tuaillon, 1902 ursprünglich für den Wannseer Wohnsitz von Geheimrat Hans Arnhold geschaffen. Sie steht seit 1961 an dieser Stelle. 

Hier befindet sich die U-Bahnstation Neu-Westend. Schon als der U-Bahnhof  Reichskanzlerplatz 1908 in Betrieb genommen wurde, gab es die ersten Vorbereitungen zur Verlängerung der U-Bahn nach Ruhleben.  Fünf Jahre später wurde vorerst eine Station am zukünftigen "Deutschen Stadion" erbaut, das gleichzeitig mit dem U-Bahnhof (Stadion) dort eröffnet wurde.
Auf der 1,7 Kilometer langen Strecke wurde dabei ein weiterer Bahnhof baulich vorbereit, die Umgebung dort noch war zu dünn besiedelt, als dass ein Ausbau gerechtfertigt wäre.

Doch nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich die Wohnsituation dort so geändert, dass die private Hochbahngesellschaft als  Betreiberin der Hoch- und Untergrundbahn, beschloss, nun den Ausbau zu tätigen.

Die architektonische Konzeption übergab die Hochbahngesellschaft, wie damals bei nahezu allen Bahnhöfe üblich, an den aus Schweden stammenden Architekten Alfred Grenander, der in Berlin ein großes Büro unterhielt.

Aufgrund der damaligen schlechten Wirtschaftssituation waren die Mittel für die Ausstattung des Bahnhofes bescheiden. Auf den, vor dem Ersten Weltkrieg üblichen, üppigen Ausbau des Bahnhofes verzichtete man völlig. Und auch der Portikus stammt aus zweiter Hand. Er stammt vom Nollendorfplatz und wurde dort nicht mehr benötigt, als dort Mitte der zwanziger Jahre der neue Bahnhof entstand.
Im Vorfeld der Olympischen Spiele wurde der Bahnhof mit einem weiteren Ausgang auf der nordwestlichen Seite versehen.

Mitte der 80iger Jahre fand eine Grundsanierung des Bahnhofes statt, dabei blieben die Eingangsportale weitestgehend unangetastet.

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