Linienuntreue

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Linienuntreue

von Frank Tetzel

Der August bietet sich immer an, den Blick zurück zu werfen. Vor allem in diesem Jahr war die Aufregung groß. Die Diskussion über den „Schießbefehl“ an der innerdeutschen Grenze und die Zukunft der Birthler-Behörde zeigen, dass das Kapitel DDR Vergangenheit bei weitem nicht abgeschlossen ist, auch wenn es uns Einige gern glauben machen würden.

Der Mauerbau liegt nun 46 Jahre zurück und doch ist die Vergangenheit näher, selbst im Berliner Alltag noch näher als manch einem möglicherweise Recht sein mag. Doch nur durch die ständige Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte ist eine gesellschaftliche Weiterentwicklung möglich.

Die DDR-Nostalgie mag vor dem Hintergrund der Harz IV Problematik und nach wie vor hohen strukturellen Arbeitslosigkeit durchaus nachvollziehbar sein. Ein Ersatz mit der Auseinandersetzung mit der DDR Geschichte ist sie nicht.

Auch wenn die »Wende« von 1989/ bald zwanzig Jahren Vergangenheit ist. Vergangen ist sie noch lange nicht.

Wer die damaligen Ereignisse aus welcher Position heraus auch immer aktiv begleitet hat und heute die Schwarzweißfotografien Bernd Blumrichs zur Wendezeit in Berlins direkter Umgebung wie Kleinmachnow, Teltow und Potsdam betrachtet, der wird feststellen, wie präsent sie in Wahrheit noch immer sind.

Bernd Blumrich hat auf ganz unsentimentale Art in der Umbruchzeit von 1989 die Kamera auf Gesichter, Situationen und Landschaften gerichtet und authentisch eingefangen, was den Zauber, aber auch die Unsicherheiten jener Monate ausgemacht hat. Blumrich war mittendrin – nicht in Berlin direkt, sondern in der Provinz und belegt mit seiner Fotografie, dass nicht nur die Zentren der DDR von der Umbruchphase ergriffen waren.

Auch hier gingen die Bürger den Soldaten spontan zur Hand, um die Grenzanlagen zu beseitigen.

„All history is local“, die Beschränkung auf einen kleinen geografischen Raum erweisen sich für das Buch als Glücksfall.

Die Aufnahmen berühren auch denjenigen, der damals nicht dabei gewesen ist, der die Ereignisse nur vom Hörensagen kennen.

»Niemanden [...] lassen die Fotos unberührt. Erinnerungen ziehen herauf, Bilder katapultieren uns unversehens zurück. Das Fotobuch trägt in die Wende-Zeit zwischen 1989 und 1990. Es erzählt mit den eindrucksvollen Mitteln der Schwarz-Weiß-Fotografie von Verzweiflung und Mut, von Anarchie und Neuorientierung, von Euphorie und Ernüchterung. Es bringt das Herzklopfen und die Atemlosigkeit zurück, mit denen damals so viele DDR-Bürger unterwegs waren zu neuen Ufern. Und dabei war noch gar nicht so klar, wo die eigentlich lagen.« schreibt der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck in seinem Vorwort. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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